Deutsches RadLex - Hintergrundinformationen
RadLex ist eine kontrollierte Terminologie für die Radiologie, die unter der Federführung der RSNA entwickelt wird (1). Sie vereinheitlicht und ergänzt andere Lexika und Standards, wie z. B. SNOMED-CT, LOINC und DICOM. Da neben den radiologischen Begriffen auch Abhängigkeiten und Relationen der Begriffe zueinander definiert werden, handelt es sich bei RadLex nicht nur um ein Lexikon, sondern um eine Ontologie. Für die online-Suche in der Datenbank stehen die Portale (2) und (3) zur Verfügung.
Als Beispiel kann die Definition des Begriffs „Astrozytom IV" dienen: Zunächst gibt das RadLex eine Definition des Begriffs für den englischsprachigen Begriff und spezifiziert einen Code „RID4044“. Daneben werden verschiedene Abhängigkeiten angegeben, z. B.:
- Is A: Astrozytom (RID4027)
- Has Subtypes: Riesenzellglioblastom (RID4046), Gliosarkom (RID4048)
Schließlich werden – sofern bereits vorhanden – Synonyme, Übersetzungen in andere Sprachen und Beispiele angeführt.
RadLex Informationen zum Konzept „Astrozytom (WHO Grad IV)” nach (2). Ontologische Abhängigkeiten des Konzepts „Astrozytom (WHO Grad IV)” nach (3). Die RadLex-Initiative wurde im Jahr 2005 von der RSNA ins Leben gerufen. Anfänglich arbeiteten mehr als 30 professionelle Radiologen und Vertreter von Standardisierungsorganisationen, einschließlich der American College of Radiology (ACR), DICOM und IHE, in 6 organsystembezogenen Arbeitsgruppen an dem Projekt. Im November 2006 wurde eine erste Version des RadLex mit mehr als 7.500 Begriffen aus den Bereichen Anatomie und Pathologie veröffentlicht.
Die aktuelle Version 4.0 des RadLex (Stand: März 2020) umfasst insgesamt 46,636 Begriffe (Konzepte). Für mehr als 11.000 dieser Begriffe sind zusätzlich etwa Synonyme definiert.
Das RadLex steht unter der „RadLex Ontology License 2.1" (5), die eine uneingeschränkte und kostenfreie Nutzung im kommerziellen und nicht-kommerziellen Bereich gestattet. Die gesamte Datenbank kann in verschiedenen Formaten kostenfrei bezogen werden (4).
Anwendungsbereiche des RadLex
- Verwendung klar umrissener Begriffe in radiologischen Befundberichten
- Verbesserte Genauigkeit in der elektronischen Spracherkennung
- Unterstützung des Radiologen bei der Erstellung des Befundberichtes durch Echtzeit-Auswertung des bereits erstellten Textes
- Präzisierung strukturierter Befundberichte
- Erleichterung bei der Übertragung eines Befundberichtes in andere Sprachen
- Genauere Suche nach radiologischen Befundberichten
- Vereinfachung das Data Mining
- Ersatz des ACR Index for Radiological Diagnoses in Fallsammlungen
Deutsches RadLex
Die DRG hat 2017 eine vollständige, qualitätsgesicherte Übersetzung des RadLex an die RSNA übergeben. Die Übersetzung ist zusammen mit den englischsprachigen Begriffen in der Datenbank der RSNA verfügbar (4).
Die deutschen Begriffe werden – wie die übrigen Teile der RadLex – entsprechend der RadLex License (5) kostenfrei für die kommerzielle und nicht-kommerzielle Nutzung verfügbar sein. Die Urheber- und Nutzungsrechte verbleiben bei der DRG.
Literatur
1. RadLex Beschreibung von der RSNA: https://www.rsna.org/en/practice-tools/data-tools-and-standards/radlex-radiology-lexicon2. RadLex Bioportal Browser: http://bioportal.bioontology.org/ontologies/RADLEX/?p=classes&conceptid
3. RadLex Term Browser: http://radlex.org/
4. NCBIO Bioportal: http://bioportal.bioontology.org/ontologies/RADLEX/?p=summary
5. RadLex Lizenz: https://www.rsna.org/uploadedFiles/RSNA/Content/Informatics/RadLex_License_Agreement_and_Terms_of_Use_V2_Final.pdf